UNTERIRDISCHE DATENZENTREN
Durch die weltweit zunehmende Urbanisierung, das Aufkommen
des Internets der Dinge und den allgemeinen Druck auf die Flächennutzung werden
urbane unterirdische Rechenzentren (UDC) in der Zukunft unserer urbanen
Umgebung zunehmend an Bedeutung gewinnen. Ein zentraler Aspekt ist die Lage:
UDC können näher an den Nutzern gebaut werden als konventionelle oberirdische
Rechenzentren. Dadurch kann die Latenzzeit deutlich verringert werden, was z.B.
im Hinblick auf vollautomatische Fahrzeuge von grosser Bedeutung ist.
Vor- und Nachteile von unterirdischen Datenzentren gegenüber
herkömmlichen oberirdischen Greenfield-Lösungen hängen jedoch von verschiedenen
Parametern ab, die sich entweder auf spezifische Standortfaktoren oder auf
individuelle Nutzeranforderungen beziehen.
Bestehende UDCs befinden sich zumeist in ehemaligen
unterirdischen Bauten wie Bunkern, Minen usw., die an die UDC-spezifischen
Anforderungen angepasst wurden (Brownfield-Lösungen). Letztendlich sind sie das
Ergebnis eines Kompromisses und nicht einer optimierten Kombination aus
unterirdischer Raumerschliessung und Rechenzentrumsanforderungen.
Die Suche nach geeigneten Standorten für ein neues grosses
Greenfield-Rechenzentrum kann oftmals Jahre dauern, nicht so sehr für den Bau,
sondern für die Grundstücksbeschaffung, administrative und rechtliche Fragen
etc. Zudem ist der Flächenverbrauch im Verhältnis zu den geschaffenen
Arbeitsplätzen überproportional hoch. Solche Rechenzentren haben einen enormen
Energiebedarf und produzieren grosse Mengen an Wärme als Abfallprodukt, das
üblicherweise an die Umgebung abgegeben, jedoch nur selten im Sinne der
Nachhaltigkeit weitergenutzt wird. Und schliesslich sind grosse
Greenfield-Oberflächen-Rechenzentren selten in direkter Nähe zu den Nutzern,
wodurch hinsichtlich Latenz und Zuverlässigkeit besondere Anforderungen an die
Datenübertragung gestellt werden.
Unterirdische Rechenzentren können eine Alternative sein,
die viele der negativen Nebenwirkungen mildern, wenn sie entsprechend gestaltet
und angelegt sind. Kleine bis mittelgrosse unterirdische Rechenzentren bieten
in dieser Hinsicht ein noch höheres Potenzial. Darüber hinaus können sie
modular aufgebaut werden, was eine zusätzliche Flexibilität in der Nutzung
bietet.
SCAUT hat gemeinsam mit seinen Industriepartnern Dätwyler Cabling Solutions,
Amberg Engineering und Siemens Schweiz eine Konzeptstudie und den Aufbau eines Demo-Rechenzentrums
initiiert unter dem Slogan 'BELOW GROUND MEANS NEW PERSPECTIVES'.
Das Industriekonsortium realisiert derzeit im
Versuchsstollen Hagerbach ein UNDERGROUND EDGE DATA CENTER in einer realen unterirdischen Kaverne.
Die parallel dazu erarbeitete Konzeptstudie ‘Small to medium-sized Underground
Data Centers’ soll Entwicklern, Anwendern und Betreibern fundierte Entscheidungsgrundlagen
für den Vergleich zwischen ober- und unterirdischen Lösungen für kleine bis
mittlere Rechenzentren liefern.