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Underground Green Farming

Laut den Vereinten Nationen macht die Nahrungsmittelproduktion weltweit derzeit 40 % der Landnutzung, 30 % der Treibhausgasemissionen (THG) und 70 % des Süsswasserverbrauchs aus. Im Hinblick auf die Ernährung der wachsenden Weltbevölkerung wird jedoch ein anderer Punkt zu einem grossen Problem: Die Erde hat in den letzten 60 Jahren mehr als ein Drittel des Ackerlandes verloren. Gegenwärtig sind 40 % der Landmasse der Erde trocken, und steigende Temperaturen werden noch mehr davon in Wüste verwandeln. Bei den derzeitigen Anbauraten wird die Menge an Nahrungsmitteln, die wir heute anbauen, im Jahr 2050 nur noch die Hälfte der Bevölkerung ernähren. Wasserknappheit ist eine weitere drohende Krise. 28 % der Landwirtschaft liegt in wasserarmen Regionen. Gleichzeitig nimmt die Bevölkerung ständig zu - derzeit etwa 80 Millionen Menschen pro Jahr und somit der Bedarf an Nahrungsmitteln. Folglich müssen wir neue Wege zur Ernährung der Welt finden, neue Technologien entwickeln, aber auch neue Räume erschliessen.

Das SCAUT-Projekt "Underground Green Farming" konzentriert sich auf die entwicklungspolitische Herausforderung der Ernährungssicherung. Es bietet die Möglichkeit, Lebensmittel lokal in urbanen Gebieten zu produzieren und somit genau dort, wo der Bedarf besteht. Folglich besteht keine Notwendigkeit, Lebensmittel quer durch die ganze Welt zu verschiffen. Unterirdische Räume bieten konstante Klimabedingungen - eine aufwändige Kühlung im Sommer oder Heizung im Winter ist daher nicht erforderlich. Ausserdem kann durch den Einsatz nachhaltiger geschlossener Kreislauftechnologien ein Grossteil des Wassers wiederverwendet werden. Unter Berücksichtigung dieser Aspekte ist der CO2-Fussabdruck im Vergleich zum konventionellen Anbau über der Erde oder in Gewächshäusern deutlich geringer.

Zusammen mit Industriepartnern hat SCAUT den ersten 'Underground Green Farming'-Prototyp für eine nachhaltige Lebensmittelproduktion mittels Aquaponik entwickelt und in Betrieb genommen. Aquaponik-Systeme kombinieren Aquakultur mit Hydroponik in einer symbiotischen Umgebung. Das System funktioniert in einem Kreislauf: Das Wasser aus den Fischbecken wird einem hydroponischen System zugeführt und dann wieder in den Fischkreislauf zurückgeführt.

Das Projekt setzt auf einen interdisziplinären und umfassenden Ansatz. Es befasst sich mit den globalen Zielen für nachhaltige Entwicklung und dem Konzept der Kreislaufwirtschaft. Kern ist die Idee, urbane Bedürfnisse und Nutzungen in den unterirdischen Raum zu integrieren und so die Auswirkungen auf die städtische Umwelt zu reduzieren. Das Konzept ist ein Paradebeispiel für neue Wege der Nutzung des städtischen Untergrunds. Es kann aktuelle Nutzungen verbessern, indem es diese mit dem neuen Konzept verknüpft.

Ein übergeordneter Grund für die unterirdische grüne Landwirtschaft ist es, neue Wege zu finden, um den Hunger zu beenden, Nahrungsmittelsicherheit und verbesserte Ernährung für Megastädte und urbanisierende Regionen zu erreichen. Potenziell könnte sie in abgelegenen ländlichen Gebieten eingesetzt werden, in denen eine oberirdische Landwirtschaft aufgrund extremer klimatischer Bedingungen nicht mehr möglich ist. Die unterirdische Produktionsstätte macht sie sicher vor den Auswirkungen des Klimawandels, extremen Wetterbedingungen, Erdbeben, Überschwemmungen und anderen Georisiken und erhält so ein geeignetes Ökosystem.

Underground Green Farming hat das Potenzial, die sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Dimensionen spürbar zu beeinflussen. In wirtschaftlicher Hinsicht können Arbeitsplätze in der Stadt geschaffen werden und die Kosten der Lebensmittelproduktion werden nicht durch grosse Logistik- und Vertriebsaufwendungen beeinflusst. Ausserdem verhindert das Konzept wirtschaftliche Auswirkungen durch extreme Wetterereignisse. Gleichzeitig ist die angestrebte urbane Integration eine mögliche Anwendung des Konzepts der Kreislaufwirtschaft. Das 'zero carbon - zero waste - zero land-use' Ziel unseres Projekts ist ein klarer Beweis dafür, dass es über soziale und ökologische Dimensionen hinweg Auswirkungen hat.

Das Projekt hat bereits international für Aufsehen gesorgt und wurde 2019 von der International Tunneling and Underground Space Association (ITA) mit dem ITA Award in der Kategorie 'Innovatives Untergrund-Konzept des Jahres' (original 'Innovative Underground Space Concept of the year') ausgezeichnet (weitere Details unter News). 

Ein nächster Schritt im Projekt wird darin bestehen, die überschüssige Wärme eines unterirdischen Rechenzentrums-Prototyps zu nutzen, um die Fischtanks und andere Pflanzen, die eine Umgebung mit höheren Temperaturen benötigen, zu beheizen. Dies wird den Energiebedarf weiter reduzieren. In einer weiteren Phase soll die Möglichkeit untersucht werden, den Kreislauf zu erweitern sowie die Produktion hoch zu skalieren.

Sehen Sie sich den Video-Pitch zu 'Underground Green Farming' an, um mehr über das Konzept zu erfahren.
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